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Schüsse vor dem Weißen Haus

Der Amtssitz des amerikanischen Präsidenten steht rund um die Uhr
unter strenger Bewachung. Die Polizei von Washington DC und der
US Secret Service sind sich sicher: Der nächste Vorfall wird nicht
lange auf sich warten lassen. Immer wieder kommt es vor und auf dem
Gelände des Weißen Hauses zu bewaffneten Zwischenfällen. In
Washington ist der Objektschutz sicherlich keine Routineaufgabe.

Robert Pickett hat an diesem Mittwoch mit seinem Leben abgeschlossen. Der Gang zum Weißen Haus am Morgen des 7. Ferbruars 2001 ist seine letzte Verzweiflungstat. Er steht neben dem südlichen Eingang des Amtssitzes von George Bush. Es ist kurz vor 11.30 Uhr. Die Schußwaffe hält der 47jährige Arbeitslose in der Hand, fuchtelt damit wild herum. Dann drückt er zweimal ab.

Ein Streifenfahrzeug des uniformierten Dienstes des US Secret Service sieht in diesem Augenblick den Mann mit der Waffe vor dem Zaun des Weißen Hauses. Die beiden Beamten steigen sofort aus dem Fahrzeug aus, richten ihre Pistolen auf den Täter und fordern über Funk Verstärkung an. Keine Minute nach dem Funkspruch stehen sich duzende von Polizei und Secret Service Beamten, mit Pistolen und Maschinenpistolen bewaffnet, Robert Pickett gegenüber. Ein Sicherheitsbeamter spricht ihn an: “Sie müssen sich in einer sehr schwierigen persönlichen Lage befinden, um so etwas zu tun. Wir sind sehr besorgt um Sie. Wir können über alles reden. Legen Sie die Waffe weg!” Währenddessen sperrt die Polizei die Straßen rund um den Ort des Ereignisses, um Pasanten aus der Schußlinie zu halten. Gleichzeitig fordern Beamte im Inneren des Weißen Hauses die Besucher auf, sich von den Fenstern fernzuhalten. Alle Zugänge zum Amtssitz des Präsidenten werden geschlossen.

Pickett richtet die Waffe auf sein Gesicht und schiebt den Lauf in seinen Mund. Dann fuchtelt er wieder mit der Schußwaffe umher. Ein Sicherheitsbeamter, der sich auf dem Gelände des Weißen Hauses befindet, schießt ihm in den Oberschenkel. Pickett fällt zur Seite. Die Polizisten stürzen sich auf ihn. Es ist 11.36 Uhr. Der Täter wird unter Bewachung ins Klinikum der George Washington Universität gebracht und dort medizinisch versorgt. Keine drei Wochen nach dem Amtsantritt des neuen Präsidenten ist dies der erste bewaffnete Zwischenfall.

Der Täter

Der US Secret Service, der unter anderem für den Schutz des amerikanischen Präsidenten verantwortlich ist, beginnt mit den Ermittlungen. Die Wohnung des Täters wird nach möglichen Hinweisen für ein Tatmotiv durchsucht. Dann taucht ein Abschiedsbrief von Pickett auf. “Mein Tod ist in Ihren Händen”, heißt es darin. Der zweieinhalb Seiten lange Brief endet mit den Worten “Ich möchte meinem Leben lieber ein Ende setzen, als weiteren Verfolgungen ausgesetzt zu sein. Pickett, ein ehemaliger Sachbearbeiter des Finanzamtes,  wurde 1987 entlassen - zu unrecht, wie er meint. Er hatte versucht, gerichtlich eine Wiedereinstellung zu erreichen. Seit der Ablehnung empfindet er nur noch Hass für seinen früheren Arbeitgeber. Nachbarn beschreiben ihn als ruhigen, unauffälligen und unnahbaren Menschen. Eine feste Beziehung zu einer Frau hatte der schüchterne Mann noch nie in seinem Leben gehabt. Mit seinen Geschwistern ist er zerstritten, und seit einer Erbschaftsstreitigkeit hat er keinen Kontakt mehr zu ihnen.

Wieder einmal gab es einen bewaffneten Zwischenfall mit einem psychisch gestörten Mensch vor dem Weißen Haus. Nur in einem einzigen Fall versuchten Terroristen, in den Amtssitz des Weiße Haus einzudringen. Bei allen anderen Tätern lag das Motiv in persönlichen Problemen und psychischen Störungen.

Der einzige Terroranschlag auf die Residenz des US-Präsidenten

Im Herbst 1950 wird das Weiße Haus renoviert. Am Abend des ersten Novembers sitzt der US-Präsident im Blair House, direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der Sicherheitsbeamte Donald Birdzell, der neben der Außentreppe postiert ist, hört ein metallisches klicken. Als er sich umdreht, sieht er einen dunkelhäutigen Mann, mit einem Anzug bekleidet, der eine Pistole auf ihn richtet. Birdzell läuft auf die gegenüberliegende Seite der Pennsylvania Straße. Es kommt zum Schußwechsel. Birdzell wird in den linken und rechten Oberschenkel getroffen. Ein weiterer Attentäter schießt auf zwei Sicherheitsbeamte. Einer wird tödlich getroffen, der andere Beamte erleidet eine Bauchverletzung. Der an beiden Beinen getroffene Birdzell sieht, wie einer der Täter seine Waffe nachläd. Birdzell schießt ihm in die Brust. Gleichzeitig entdecken Secret Service Beamte den zweiten Angreifer. Sie eröffnen das Feuer und töten ihn.

Die Angreifer haben es nicht einmal geschafft, den äußeren Schutzring zu durchbrechen. Der überlebende Attentäter wird zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Präsident Carter begnadigt ihn während seiner Amtszeit. Die Täter waren Nationalisten, die mit Waffengewalt für die Unabhängigkeit Puerto Ricos von den USA kämpften.

Der Schutz des Weißen Hauses

Der Schutz des Weißen Hauses wurde in den vergangenen Jahrzehnten stark verbessert. Nach jedem Zwischenfall setzen sich Sicherheitsexperten verschiedener US-Behörden zusammen, um Schwachstellen zu beseitigen.

Modernste Technik und ein Heer von uniformierten und zivilen Beamten des US Secret Service sollen den US-Präsidenten während seines Aufenthaltes in Washington schützen.

Als äußerster Schutzring, befindet sich der meterhohe Zaun aus Eisenstäben, der das Gelände des Weißen Hauses umgibt. Davor und dahinter patrouillieren zivile und uniformierte Sicherheitsbeamte des US-Secret Service. Auf dem Grundstück befinden sich offene und verdeckte Wachposten. Falls das menschliche Auge versagt, sollen elektronische Systeme dafür sorgen, dass Eindringlinge rechtzeitig bemerkt werden. Bewegungsschleifen sind unter der Erde angebracht. Oberirdisch registrieren Infrarotsensoren und Überwachungskameras Veränderungen. Auf dem Dach befinden sich rund um die Uhr Präzisionsschützen, die mit Ferngläsern von ihrer erhöhten Position die Umgebung überwachen. Jeden Monat werden sie einem Schießtest unterzogen, bei dem sie mit einem einzigen Schuß ein Ziel aus 800 Meter Entfernung treffen müssen. Auch Schutz- und Sprengstoffspürhunde kommen zum Einsatz. Alle Besucher, einschließlich mitgeführter Gepäckstücke, werden eingehenden Kontrollen unterzogen.

Auch für den Fall dass ein Fahrzeug die Eingangskontrolle durchbricht, ist vorgesorgt: Im Boden der Fahrbahn versenkte Metallrampen können auf Knopfdruck in Sekundenbruchteilen die Fahrbahn versperren. Sie sind so konstruiert, dass sie auch einen Lastwagen aufhalten können.

Da bis auf einen Vorfall die Taten keinen terroristischen Hintergrund hatten, durchlaufen die Beamten des US Secret Service ein Seminar in der psychiatrischen Klinik des St. Elisabeth Krankenhauses. Hier lernen sie abnormes Verhalten zu erkennen und den richtigen Umgang mit den Betroffenen.

Das Überflugverbot umfaßt das Gebiet des Weißen Hauses, des Lincoln Denkmals und des Capitols.Die Fenster des Weißen Hauses sind mit schusshemmender Verglasung versehen. Dennoch durchdrang bei einem Vorfall im Jahre 1994 ein Geschoss eine Fensterscheibe.

Seit dem Anschlag rechtsextremer Terroristen in Oklahoma-City, ist die Pennsylvania Straße, die rund 100 Meter vom Weißen Haus entfernt ist, für den Verkehr gesperrt. Der Secret Service befürchtete, einen Anschlag mit einem sprengstoffbeladenen Lastwagen. Der neue Präsident Bush hatte im Wahlkampf versprochen, die Absperrung wieder aufzuheben. Nach dem letzten Vorfall vor dem Weißen Haus ist es aber fraglich, ob er sein Wahlversprechen halten wird. Wenn es nach dem Willen des Secret Service geht, bleibt die Absperrung bestehen.

Die Lehren des US Secret Service aus einigen früheren Anschlägen

Nach den Schüssen und dem Flugzeugabsturz von 1994 überprüfte eine Kommission die bestehenden Sicherheitsvorkehrungen am Weißen Haus eingehend. Im Abschlussbericht werden 11 Verbesserungsvorschläge gemacht. Einige davon sind:

- Ausweitung der Flugverbotszone über dem Weißen Haus

- Bessere Zusammenarbeit zwischen Secret Service, Park Police und dem Metropolitan Police Department des District of Columbia.

- Aufbau einer Ermittlungsgruppe für Zwischenfälle am Weißen Haus. Diese setzt sich aus Vertretern verschiedener Behörden zusammen.

- Befehlsgewalt bei Zwischenfällen liegt beim US Secret Service.

Einige Vorfälle in anderen Ländern

Vor dem damaligen Bundeskanzleramt in Bonn kam es in den neunziger Jahren zu einem Zwischenfall. In Selbstmordabsicht entzündet sich ein Mann vor der Einfahrt des Amtssitzes des Bundeskanzlers. Ende des vergangenen Jahres fuhr ein Mann mit seinem Fahrzeug in die Absperrung des Reichstages. Taten, die zeigen, dass auch in Deutschland Zwischenfälle, wie die vor dem Weißen Haus, denkbar sind. Da die meisten Entwicklungen in den USA Deutschland zeitversetzt erreichen, wird in Zukunft auch vermehrt mit solchen Zwischenfällen in Berlin zu rechnen sein.

Die britischen Sicherheitsbehörden waren überrascht, als die nordirische Terrorgruppe PIRA 1991 den Londoner Amtssitz des Premierministers in der Downing Street Nr. 10 mit Mörsergranaten beschoss. Die Täter hatten die Granaten von einem Lieferwagen aus abgeschossen.. Sicherheitsbeamte hatten nicht mit einem solchen Angriff mitten im streng bewachten Regierungsviertel gerechnet.

Die Vorfälle der Vergangenheit zeigen, dass auch die Objektschutzkräfte dem realen Risiko einer bewaffneten Konfrontation und Eskalation ausgesetzt sind. In den USA gab es mehr Zwischenfälle während des Objekschutzes als während des Personenschutzes. Der Objektschutzdienst wird leider oft als Routinejob missverstanden. Vor diesem Hintergrund sollten aber Objektschutzmaßnahmen unter einem anderen Licht gesehen werden. Auch Objekschutzkräfte müssen gut ausgebildet sein, insbesondere im Umgang mit Menschen mit psychischen Problemen.

P. M.

Infokasten

Einige Sicherheitsvorfälle der vergangenen 30 Jahre am Weßen Haus

17. Februar 1974
Ein Gefreiter der US-Army landet mit einem gestohlenen Hubschrauber auf dem Gelände des weißen Hauses. Die Sicherheitsbeamten schießen mit Maschinenpistolen und Schrotflinten auf den Hubschrauber. Der Täter wird verwundet.

22. Februar 1974
Ein gescheiterter Geschäftsmann erzwingt sich auf dem internationalen Flughafen von Washington mit Waffengewalt den Zugang zu einem Linienflugzeug, indem er einen Sicherheitsbeamten niederschießt. Neben der Schußwaffe trägt er einen Benzinkanister mit sich. Nachdem die Besatzung im Cockpit ihm erklärt, dass die Maschine noch nicht startklar sei, schießt er zweimal auf den Piloten und dreimal auf den Copiloten. Der Polizei gelingt es, den Täter zu verwunden. Am Boden liegend, erschießt sich der Täter. Sein Plan sah vor, das Flugzeug zu entführen und auf das Weiße Haus abstürzen zu lassen.

25. Dezember 1974
Ein Mann durchbricht mit seinem Fahrzeug das nordwestliche Tor. Er hat Elektrokabel um seinen Körper gebunden, gibt vor einen Sprengsatz mitzuführen und behauptet, er sei der Messias. Nach vierstündigen Verhandlungen ergibt er sich.

27. Juli 1976
Ein Taxi-Fahrer steigt über den Zaun. Er hat ein Metallrohr dabei. Sicherheitsbeamte fordern ihn auf, den Gegenstand abzulegen. Als der Eindringling zum Schlag ausholt, schießen ihm Beamte des US Secret Service in den Oberkörper. Er erliegt kurze Zeit später seinen Verletzungen.

01. Dezember 1976
Erneut versucht ein Mann mit seinem Fahrzeug das Nordwest-Tor mit 35 Km/h zu durchbrechen, was ihm aber misslingt. Nach dem Vorfall von 1974 wurde das Tor verstärkt.

03. Oktober 1978
Ein mit einem weißen Karateanzug bekleideter Mann klettert über den Zaun. In den Händen hält er eine Bibel. Er möchte den US-Präsidenten davon überzeugen, den Satz “Auf Gott vertrauen wir” von amerikanischen Banknoten zu entfernen. Als ihn Beamte festnehmen wollen, zieht er ein Messer aus der Bibel und verletzt zwei von ihnen. Er kann überwältigt werden.

03 März 1984
Ein Mann, der wegen Drohungen gegen den Präsidenten unter polizeilicher Beobachtung steht, wird von Sicherheitsbeamten vor dem südlichen Zaun entdeckt. In der Hand hält er eine abgesägte Schrotflinte. Die Beamten schießen ihm in den Arm.

20. Januar 1985
Während der Vereidigung von Präsident Reagan zu seiner zweiten Amtszeit gelingt es einem Mann, sich mit der Musikabteilung der Marines ins Weiße Haus einzuschleichen. Er wird erst nach 15 Minuten entdeckt.

12. September 1994
Ein arbeitsloser LKW-Fahrer entwendet eine einmotorige Cessna. Das Flugzeug stürzt gegen eine Gebäudeecke. Er kommt bei der Bruchlandung neben dem Weißen Haus ums Leben. Untersuchungen ergaben, dass der Absturz kein Unfall, sondern gewollt war.

29. Oktober 1994
Ein Mann feuert 27 Schuß aus einem halbautomatischen Gewehr (SKS) auf die Nordseite des Weißen Hauses ab, bevor ihn Passanten und Sicherheitsbeamte überwältigen.

17. Dezember 1994
Aus großer Distanz werden mindestens vier Schüsse auf das Weiße Haus abgefeuert. Ein Geschoss durchdringt das Fenster des Eßzimmers. Mehrere Schüsse schlagen neben dem Fenster des Schlafzimmers ein. Ein Täter kann nicht ermittelt werden. Von der Waffe fehlt jede Spur.

20. Dezember 1994
Polizeibeamte erschießen einen Mann, der auf dem Bürgersteig vor dem Weißen Haus ein Messer schwingt.

23. Mai 1995
Sicherheitsbeamte schießen auf einen mit einer Schußwaffe bewaffneten Eindringling, als er sich rund 30 Meter vom Ostflügel des Weißen Hauses befindet.

Copyright SecuMag. Vervielfälltigung, auch auszugsweise, ist straf- und
zivilrechtlich untersagt.

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