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Autobomben - die Lieblingswaffe der ETA

Am 30. Oktober diesen Jahres schlug die ETA mit einem spekta-
kulären Anschlag in der spanischen Hauptstadt zu. Es war nicht der
erste Anschlag dieser Art. Bereits 1973 ermordete die ETA auf
ähnliche Weise den spanischen Premierminister Admiral Blanco.
Bei ihren Sprengstoffanschlägen gehen die baskischen Separatisten
nach bestimmten Rastern vor. Das Wissen über die Vorgehensweise
der Täter rettete einigen der Opfer das Leben.

Für den Chauffeur Arming Medina war es die Henkersmahlzeit. Als er wie an
den anderen Tagen zuvor um 08.45 Uhr im Café frühstückte, hatte er noch
27 Minuten zu leben. Draußen im Fahrzeug (ziviler Renault mit Behörenkenn-
zeichen) wartete der spanische Sicherheitsbeamten Garcia Escudero. Der
57-Jährige war seit 20 Tagen zum Schutz von Jose Francisco Querol, Richter
m Obersten Gericht, eingesetzt. Beide holten kurz nach neun den Richter in
seiner Wohnung in der Torrelaguna-Straße 65 ab. Der Wagen fuhr los. Vor
dem Fußgängerweg an der Kreuzung bremste der Fahrer ab und und bog
nach rechts in die Badajoz-Straße ein. Als er um 09.12 Uhr auf Höhe des zweiten
am Straßenrand geparkten Fahrzeuges ist, wird das Fahrzeug von der Wucht
eines explodierenden Sprengsatzes zwanzig Meter in die Luft geschleudert
und landet auf dem gegenüberliegenden Fußgängerweg, hinter einem
wartenden Bus. Die drei Insassen verbrennen. Menschen laufen schreiend
umher. Einige sind lebende Fackeln. Die Kreuzung gleicht einem Bomben-
angriff: Brennende Autowracks, aufgerissener Straßenbelag. Auf der Straße
errichten die Rettungskräfte ein Feldlager.

Die blutige Bilanz: Vier Menschen sterben und an die 70 werden zum Teil
lebensgefährlich verletzt. Mehr als 400 Wohnungen und 30 Fahrzeuge
werden beschädigt.

Sprengstoffattentate sind die bevorzugte Waffe der ETA-Terroristen. Zum 21. Mal
in diesem Jahr haben sie ein Bombenanschlag verübt.

Tatplanung und -ausführung

Mit dem Tagesablauf des Richters sind die Täter bestens vertraut. Jeden Morgen kauft er im Kiosk neben seinem Haus eine Tageszeitung. Täglich um 08.45 Uhr frühstückt der Chauffeur im nahegelegenen Café “Valencita”, bevor er den Richter vor dessen Wohnung abholt. Über die belebte Kreuzung fährt er dann den Richter ins Büro fährt.

Die Täter stellen den roten Renault mit dem 25 Kg Sprengsatz in der Nacht vor
dem Anschlag an der Kreuzung ab. Das Fahrzeug haben sie Monate zuvor in
einem Madrider Stadtteil gestohlen.

Durch die Ausspähung der Zielperson wissen die Terroristen, dass der Richter
kurz nach neun Uhr am roten Renault vorbeifahren wird. In dem Augenblick, als
der Wagen mit den drei Insassenden das gestohlene Fahrzeug passiert, zündet
einer der Terroristen den Sprengsatz.

Die Örtlichkeit

Das belebte Wohnviertel, in dem Richter Francesco lebt, erleichtert es den Tätern, ihr Opfer unerkannt zu beobachten. Hohe Wohnblöcke sorgen für die gewünschte Anonymität.

Bevor der Wagen des Richters an der Kreuzung nach rechts abbiegt, muss
der Fahrer vor dem Zebrastreifen das Tempo reduzieren.

Entlang aller Straßen in der Umgebung parken Fahrzeuge. Durch die Geschäfte
und die vielen Anwohner stehen ständig andere Autos am Straßenrand, so
dass eine Zuordnung unmöglich ist. Die Kreuzung ist von allen Seiten gut
einsehbar. In der Nähe befindet sich eine U-Bahn Station.

Für die Täter ist die Kreuzung der ideale Ort für die Ermordung des Richters.
Hier fährt der Wagen wegen des Füßgängerüberweges und durch das Ab-
biegen langsam und bietet somit ein besseres Ziel. Dies ist umso wichtiger, da
der Sprengsatz manuell ferngezündet wird. Denn wenn sich ein Fahrzeug mit
50 Stundenkilometer fortbewegt (gut sieben Meter in der Sekunde) und der
Täter eine Sekunde zu früh die Detonation auslöst, hat die Zielperson gute
Überlebenschancen. Fährt das Fahrzeug aber nach dem Abbiegen nur 25
Stundenkilometer, ist das Opfer auch bei einer um eine Sekunde verzögerten
Zündung noch sehr nahe am Detonationsbereich.

Da die Kreuzung von allen Seiten einsehbar ist, gibt es für die Täter eine Vielzahl
 von Positionen, von wo aus sie den Wagen im Moment der Vorbeifahrt am
 Sprengsatz sehen. Die U-Bahn Station in 60 Metern Entfernung bietet eine gute
 Fluchtmöglichkeit. Die spanische Polizei geht davon aus, dass die Terroristen von
 dort die Autobombe zündeten.

Charakteristika der Sprengstoffanschläge der ETA

Die ETA bringt ihre Sprengsätze meistens in oder an Fahrzeugen an. Nach der Tat zerstören die Täter ihr Fluchtfahrzeug mit einem Sprengsatz, um Spuren zu verwischen. Häufig erfolgen die Attentate an symbolträchtigen Tagen, wie die Verurteilung eines festgenommenen Terroristen oder am Jahrestag des Todes eines der Terroristen. Hierbei kommen zwei Varianten zum Einsatz:

In einem am Straßenrand geparktem Fahrzeug explodiert der Sprengsatz in dem
Augenblick, in dem die Zielperson vorbeigeht oder -fährt.

Die Terroristen spähen die Lebensgewohnheiten ihres Opfers aus und versuchen insbesondere Regelmäßigkeiten in dessen Tagesablauf festzustellen.

Während des Transportes des mit Sprengstoff präparierten Fahrzeuges fährt ein zweiter Wagen voraus, um die nachfolgenden Terroristen über Funk vor möglichen Polizeikontrollen zu warnen. Das präparierte Auto stellen die Täter an der Stelle ab, die das Opfer passieren muss. Die bei den Anschlägen verwendeten Fahrzeuge wurden zuvor gestohlen - manchmal bis zu einem Jahr vorher. Auffällig oft verwendet die Täter Fahrzeuge von französischen Hersteller. Meistens die Marke Renault, in einigen Fällen auch Peugeot. Es ist ungewöhnlich, dass Terroristen so lange vor einem Anschlag die Fahrzeuge stehlen. Sie müssen daher über eine gute Infrastruktur, einschließlich Garagen, verfügen. Bei den Attentaten werden oft sogenannte Doublettenfahrzeuge eingesetzt. Die Täter entwenden dabei ein Fahrzeug, dass von der Farbe und vom Typ einem vorhandenen entspricht. Sie fälschen das Originalkennzeichen nach, so dass auch bei einer polizeilichen Überprüfung des Kennzeichens das Kfz nicht als gestohlen auffällt und die terroristische Operation nicht gefährdet wird.

Die Sprengstoffmenge liegt bei gezielten Anschlägen gegen Personen meistens zwischen 20 und 25 Kilogramm. Der bei den vergangenen Anschlägen verwendete Sprengstoff stammte aus einem Diebstahl in der Bretagne / Frankreich. Bei einigen Attentaten haben die Täter Eigenlaborate mit kommerziellem Sprengstoff vermischt.

Häufig werden die Fahrzeuge mit der explosiven Ladung an Kreuzungen, im Halteverbot oder in zweiter Reihe abgestellt. In der Vergangenheit haben die Terroristen ihre sprengstoffbeladenen Autos auch an kameraüberwachten Örtlichkeiten (meistens bei Dunkelheit) abgestellt. Dabei haben sie es verstanden,
so auszusteigen, dass ihre Gesichter nicht identifiziert werden konnten. Das einzige was auf den Filmaufnahmen zu sehen war, war längeres Hantieren im Fahrzeuginneren, bevor die Terroristen ausstiegen.

Der Sprengsatz wird bei gezielten Attentaten gegen Personen meistens ferngezündet. Bei Bombenanschlägen gegen Einrichtungen werden größere
Mengen Sprengstoff (bis zu einer Tonne) verwendet. Die Detonation erfolgt durch Zeitzünder. Hierbei setzen die Täter bevorzugt Vans der Marke Renault ein. Bei Anschlägen gegen Einrichtungen haben die ETA-Terroristen des öfteren schon vorher telefonisch eine Bombendrohung übermittelt. Dabei kündigten sie an, in
einer halben Stunde werde eine Bombe explodieren. Die explodierten dann aber immer früher als angekündigt, i.d.R. 10 Minuten früher. Ziel war es, durch den falschen Hinweis Sicherheitsbeamte bei der Suche nach dem Sprengsatz zu töten. Die Sprengsätze werden häufig mit Entschärferfallen versehen.

Die Terroristen bringen eine Sprengfalle im Fahrzeuginneren oder unter dem Fahrzeug der Zielperson an.

Den Sprengsatz bringen die Täter am Fahrzeug des Opfers an - meistens nachts
und gewöhnlich während der Wagen vor dem Wohnhaus oder am Arbeitsplatz parkt. Die Ausspähung ist weitaus weniger aufwendig, als bei der zuvor beschriebenen Methode. Hier müssen die Terroristen nicht die Fahrstrecke beobachten, da sie nicht den geeigneten Anschlagsort auf der Fahrtstrecke auswählen.

Die verwendete Menge an Sprengstoff liegt zwischen ein und zwei Kilogramm.

Bei den meisten Sprengfallen erfolgt die Zündung mechanisch oder elektrisch, ausgelöst durch Erschütterung. Bisher haben die Täter drei Arten von Auslösemechanismen verwendet: Ein Pendelsystem, das durch die Bewegung des Fahrzeuges schwingt und die mechanische Zündung der Sprengfalle bewirkt. Eine Kugel, die durch die Bewegung den elektrischen Stromkreis schließt und die Bombe elektrisch zündet. Ein Quecksilberschalter, bei dem das Quecksilber durch die Fahrzeugbewegung die zwei Metallpole des Schalters umgibt und so den Stromkreis schließt.

Befestigen die Täter die Sprengfalle unter dem Fahrzeug, befindet sich der Sprengsatz in einem metallischen Behälter, den sie mit Hilfe eines Magneten, von vier Saugnäpfen oder mit einem Spezialkleber anbringen.

Um sich Zugang zum Fahrzeuginneren zu verschaffen, haben sie oft die Beifahrertür aufgebrochen. Den Sprengsatz legen sie auf der Rückbank oder unter den Sitzen ab.

Da in letzter Zeit einige Opfer die aufgebrochene Beifahrertür bemerkten und so rechtzeitig die Polizei verständigen konnten, gehen die Terroristen nun dazu über, den Sprengsatz über die Autozündung elektrisch auszulösen, auch wenn die Täter noch Fehlfunktionen verursachen. Diese Methode kam vor einigen Wochen zum Einsatz. Durch einen Konstruktionsfehler wurde nur die Sprengkapsel, nicht aber
der Sprengsatz gezündet. Die Fahrerin hielt sofort an. Sprengstoffexperten der
Polizei konnten die Bombe entschärfen.

von P. M.

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zivilrechtlich untersagt.

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