Wirtschaftskriminalität bedroht den eCommerce

Nach dem Börsensturz am Neuen Markt und den zunehmenden Hacker-
angriffen hat sich die Euphorie über den Handel in der virtuellen Welt
etwas gelegt. Viele potentielle Kunden wählen lieber – aus Angst dass
Dritte ihre Daten einsehen - den realen Weg in die Innenstadt, statt per
Mausklick zu bestellen. Die Meldungen über Kreditkartenbetrug im I
nternet ebben nicht ab. Die Unternehmensberatung KPMG hat die
Erfahrungen deutscher Firmen mit eCommerce untersucht und in
einer Studie veröffentlicht (Studie efr@ud).

Deutschen Firmen betrachten Hackerangriffen als die größte Gefahr für ihr
Unternehmen. Firmen wie der Internet-Buchhändler Amazon erlebten dies im
vergangenen Jahr, als Hacker das Einkaufssystem mit fiktiven Massenanfragen überschwemmten und so Amazon lahmlegten. Der finanzielle Schaden durch den
kurzen Angriff ging in die Millionen.

Doch die Risiken sind vielfältiger. Die eCommerce-Betreiber sehen auch in der
mangelnden Wachsamkeit der eigenen Mitarbeiter und der unzureichenden Um-
setzung von vorhandenen Sicherheitsrichtlinien Schwachstellen. Als weniger
gefährlich werden die eigenen Mitarbeiter, frühere Mitarbeiter oder die Über-
lastung der Server durch simulierte Massenanfragen gesehen (sogenannte Denial
of Service-Angriffe).

Eine klare Fehleinschätzung vieler Unternehmen. Denn auch wenn Hackerangriffe
spektakulär sind und die Presse solche Vorfälle schnell aufgreift, die größten
Schäden verursachen Innentäter. “Die meisten Sicherheitseinbrüche verüben
Personen mit Insiderkenntnissen”, erklärt Norman Inkster, President von KPMG Investigation & Security in Kanada. “Wenn Manager dies endlich verstehen,
werden sie das Thema Sicherheit von einer anderen Seite sehen.”

Der Innentäter kennt das vorhandene System und die Schwachpunkte im Sicher-
heitskonzept. Er muss nicht unbedingt ein Mitarbeiter des Unternehmens sein.
Da viele Firmen externe Dienstleister für die Wartung und Reparatur des Systems
einsetzen, erweitert sich der Kreis der Personen mit Insiderkenntnissen. Bleibt
eine Sicherheitsüberprüfung zum Personal des Dienstleisters und Beraters aus,
kann dies fatale Folgen haben.

Sicherheitsverletzung bei jedem zehnten Unternehmen im vergangenen Jahr

Die Gefahr ist real: Elf Prozent der befragten Firmen stellten Sicherheitsverletzungen
an ihrem eCommerce-System fest. Wie hoch die Zahl der unentdeckten Angriffe ist,
wird sich vielleicht erst Monate später, oder nie zeigen. Die Schadensverursacher
konnten nur in seltenen Fällen ermittelt werden, da ein Verfolgen der elektronischen
Spuren sehr kompliziert ist und den Einsatz von Spezialisten erfordert. Unternehmen,
deren eCommerce-System angegriffen wird, wollen schnell wieder funktionsfähig sein
und die Beweissicherung ist für sie in diesem Fall zweitrangig. Sie vergessen, dass sie
dadurch wichtige Beweise vernichten. Zwar hat fast die Hälfte der befragten Firmen
besondere Verfahrensweisen eingeführt, um Sicherheitsverletzungen im eCommerce zu begegnen. Doch 63 Prozent dieser Firmen haben keine speziellen Anweisungen für
den Umgang mit Computerkriminalität und zur Sicherstellung einer korrekten Beweis-
ermittlung.

Betreiber von eCommerce-Systemen glauben, dass potentielle Kunden die Sicherheit
des Zahlungsvorgangs und die Vertraulichkeit der persönlichsten Daten als kritisch
betrachten. Gut zwei drittel der befragten Firmen gehen davon aus, dass der Kunde
die eCommerce-Aktivitäten der Old Economy für sicherer halten als die der New
Economy.

Folgende Sicherheitsvorkehrungen empfiehlt die Sicherheitsberatung KPMG:

  • Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter für die Problematik der Wirtschaftskriminalität im Internet.
  • Einführung und laufende Weiterentwicklung der IT-Sicherheitsrichtlinien.
  • Ständige und fortlaufende Sicherheitskopien des genutzten Systems.
    Nach einem Angriff auf das System kann dann schnell wieder der
    Ursprungszustand hergestellt werden.
  • Installation von Sicherheits-Software, die Angriffe auf das System erkennt.
  • Dokumentation der eingerichteten Abwehr- und Verteidigungsmaß-
    nahmen. Neue Mitarbeiter der IT-Abteilung oder externe IT-Sicherheitsexperten
    können dadurch schnell erkennen, welche Maßnahmen übernommen wurden.
  • Regelmäßige Überprüfung des Systems/Netzwerkes auf Schwächen.
  • Zugriffsberechtigung nach dem “Need-to-Know-Prinzip”.
  • Ständige Updates der Anti-Viren Software.
  • Gründung eines Notfall-Teams und Entwicklung eines Notfall-Planes.
  • Nutzung von Verschlüsselungsprogrammen. Keine unverschlüsselte
    Versendung von sensiblen Daten über das Internet.
  • Sicherung der Vertraulichkeit (Verschlüsselung) bzw. Echtheit (digitale
    Signatur) in der Kommunikation über eMail.

Ein Sicherheitskonzept sollte aus mehreren Ebenen bestehen, um, ähnlich einer
Schutzweste. So besteht die größtmögliche Chance, den Angriff aus dem Netz
aufzufangen. Erst die Kombination verschiedener Schutzmaßnahmen bietet
größtmögliche Sicherheit. Ein Restrisiko bleibt – hier sollte bereits im Vorfeld
die Krisenplanung erfolgen.

von P.M.

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zivilrechtlich untersagt.

Die größten Gefahren für eCommerce-System nach Meinung der
befragten Firmen
(Quelle KPMG)

Mögliche Gefahren                                                 Prozent

Händlerprodukte mit schwachen Sicherheitskontrollen  16
Frühere Mitarbeiter                                                      19
Denial of Service-Angriffe                                             21
Mitarbeiter                                                                   22
Schlechte Implementierung von Sicherheitsrichtlinien      34
Mangelnde Wachsamkeit der Mitarbeiter                      35
Hacker / Cracker                                                         45

Mehrfachnennung möglich; Angaben in Prozent der befragten Unternehmen

Die größten Gefahren für eCommerce-System nach
Meinung der befragten Firmen
(Quelle KPMG)

Maßnahmen                                                         Prozent

Rechtliche Rahmenbedingungen / staatlicher Eingriff     8
Aktualisierung von eingesetzter Software                        11
Zusätzliches Personal                                                           12
Stärkerer Einsatz von Verschlüsselungstechnologie     12
Software speziell zu Sicherheitszwecken entworfen       21
Regelmäßige externe Sicherheitsprüfung                         23
Regelmäßiger Test auf unberechtigten Zugriff               33

Mehrfachnennung möglich; Angaben in Prozent der befragten Unternehmen

Die wahrscheinlichsten Schäden durch Sicherheits-
verletzungen
(Quelle KPMG)

Art des Schadens                                        Prozent

Verluste durch betrügerische Aktivitäten             11
Kopieren / Löschen von Kundendaten                12
Kopieren / Löschen von Firmeninformationen     12
Kopieren / Löschen von Kreditkartennummern    19
Das Unternehmen in Verruf bringen                   19
Beenden oder Außerkraftsetzen des Systems        20

Mehrfachnennung möglich; Angaben in Prozent der befragten Unternehmen

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